Nr. 19/2023 Regionalentwicklungskonzept „Zukunft Triple L-T“ nimmt Fahrt auf

Informationsveranstaltung beleuchtet interkommunale Zusammenarbeit aus verschiedenen Perspektiven | Expertinnen und Experten schätzen die Stärken und Schwächen der Region ein

 „Wie können wir unsere Kommunen im Wettbewerb mit anderen Regionen dauerhaft konkurrenzfähig machen?“, haben sich die Bürgermeister der Städte Lengerich und Tecklenburg sowie der Gemeinden Ladbergen und Lienen mit Blick auf die Herausforderungen der heutigen Zeit gefragt. Egal ob Strukturwandel, demografischer Wandel oder auch Klimawandel: Veränderungen werden notwendig und die Zusammenarbeit wird noch wichtiger denn je.

Alle vier Kommunen pflegen seit Jahren ein intensives und gutes Miteinander. Auf unterschiedlichsten Gebieten nehmen sie Aufgaben interkommunal wahr und konnten damit viele positive Erfahrungen sammeln. Mithilfe einer Potenzialanalyse soll nun gemeinsames Profil entwickelt werden, um die „Triple L-T“-Region nachhaltig zu stärken.

Den Auftakt zur Erarbeitung des „Regionalentwicklungskonzepts ‚Zukunft Triple L-T‘“ bildete nun eine öffentliche Informationsveranstaltung in der Gempt-Halle. Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter der vier Ratsgremien sowie aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung folgten der Einladung der Bürgermeister.

In seiner Begrüßung stellte Bürgermeister Wilhelm Möhrke (Stadt Lengerich) klar, dass die Triple L-T – Region bereits vorbildlich auf Zukunftsthemen eingeht. Neben den Zweckverbänden und kommunalen Unternehmen führt er die flächendeckende Breitbandversorgung als Erfolgsformat an. „Doch müssen Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit langfristig im Blick bleiben. Vor allem aber muss die Stärkung der Wohn- und Wirtschaftsregion sowie die Gesundheitsregion in den Fokus rücken.“

 

Programm zeigt den Weg zum Regionalentwicklungskonzept auf

 Zunächst stellte Prof. Dr. Thomas Baaken von Münster Business School der Fachhochschule Münster die Grundlagen der Zusammenarbeit vor. Dazu blickte er in seinem Vortrag auf die Potenzialanalyse zum Regionalentwicklungskonzept zurück, die er gemeinsam mit Studierenden im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Viele Bürgerinnen und Bürger aus den Kommunen und Ortsteilen wurden befragt und konnten ihre Ideen zur Region mitteilen. Die Ergebnisse sind der Rückenwind für den Regionalentwicklungsprozess folgert der Wissenschaftler: „Wie die Zusammenarbeit in der Region bisher gelebt wurde, ist einmalig und eine wichtige Grundlage für die Zukunft“.

Bürgermeister Stefan Streit (Stadt Tecklenburg) nahm die Aussage von Herrn Prof. Dr. Baaken auf und warb für Triple L-T. Die Lage zwischen den Oberzentren Münster und Osnabrück sei eine große Chance. Um diese jedoch effektiv nutzen zu können, braucht es ein gemeinsames Profil, das die Stärken aller vier Kommunen vereint. Die Kommunen müssten sich nun gemeinsam auf den Weg machen und ihre Kräfte bündeln.

Als konkretes Beispiel dafür, wie diese Zusammenarbeit vertieft werden kann, berichtete Ramona Riemann (Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V.) über das EFRE-Projekt „Plattform Gesundheitsregion Münsterland – Kommunale Versorgungskompetenz stärken (KommKom)“. An diesem Projekt haben die Kommunen als Modellregion teilgenommen und profitieren von neuen Lösungsansätze, die in partizipativen Expertenforen entwickelt wurden und nun der Gesundheitsregion südlich des Teutoburger Waldes dienlich sein werden.

Anna Grütering vom Büro matrix GmbH & Co. KG präsentierte anschließend die Idee für den „Triple L-T Kompetenzknoten“. Gemeinsam mit Projektleiter Volker Ruff sowie den Mitarbeitenden der kommunalen Wirtschaftsförderungen wird sie bis Ende September das Regionalentwicklungskonzept erarbeiten. Dazu werden die in den Kommunen vorliegenden Daten, Analysen und Konzepte ausgewertet, aber vor allem Workshops und Gespräche mit Stakeholdern durchgeführt. Am Ende soll ein innovatives, umsetzungsorientiertes Konzept vorliegen, das den Plan für die Zukunft darstellt, 8 bis 10 konkrete Leitprojekte enthält, Ziele und Umsetzungsschritte aufzeigt und die Umsetzung der gemeinsamen Projekte skizziert. Ein Teil dieses Konzeptes könnte der Kompetenzknoten werden, der zur co-kreativen und interkommunalen Bearbeitung der identifizierten Handlungsfelder aus der Regionalentwicklungsstrategie dienen kann.

In einem abschließenden Podium konnten die Gäste mit den Referierenden und den Bürgermeistern in den Austausch treten. Neben viel Zuspruch wurden auch Bedenken durch einige Ratsmitglieder über ein zusätzliches Konzept und dem damit verbundenen Aufwand vorgetragen. Dazu führten die Verantwortlichen aus, dass das Regionalentwicklungskonzept auf die vorliegenden Konzepte der jeweiligen Kommunen aufsetzt und diese zum ersten Mal in Beziehung zueinander bringt. Zudem stellt das Studierendenprojekt der Fachhochschule Münster die Potenzialanalyse und Datengrundlage für den weiteren Prozess dar.

Unisono warben die Verantwortlichen für den Mehrwert des Regionalentwicklungskonzept. „Mit einem gemeinsamen Profil werden es die vier Kommunen in Zukunft leichter haben, sich den Herausforderungen des Wandels zu stellen und vor allem Fördermittel einzuwerben.“ Dass dies klappt, zeigen die Mittel aus der LEADER-Förderung der Europäischen Union, die für die Konzepterstellung bewilligt wurden.

 

Expertise-Workshop lenkt den Blick auf die Triple L-T Region

 Nach dem das offizielle Programm beendet wurde, kamen einige Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu einem Workshop zusammen. Vertreterinnen und Vertreter der LAG Tecklenburger Land, der Stadtsparkasse Lengerich, der Stadtwerke Lengerich, der Windmöller & Hölscher KG, der Wirtschaftsförderung und des Smart Region Büros des Kreises Steinfurt, des evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, des Geflügelhofes Decker, des Münsterland e.V., des Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland und der Triple L-T Kommunen beschäftigten sich mit der Methode des Design Thinking mit zentralen Fragestellungen zur Triple L-T – Region und gaben aus ihrer fachlichen Sicht wieder, wo Stärken und Schwächen liegen:

Was kann die Triple L-T Region und was nicht? Was sind die wesentlichen Herausforderungen der Triple L-T Region? Was sind die größten Chancen der Region?

 Was unternehmen die Kommunen dafür? Was unternehmen sie dagegen? Machen die Kommunen es richtig / genug? Machen die Kommunen zu viel / zu wenig? Was machen die Kommunen sonst noch? Wo sind die Kommunen erfolgreich? Warum sind sie erfolgreich?

Viele Stärken und ebenso viele Schwächen wurden auf bunte Karten gepinnt. Deutlich wurden größere Herausforderungen hinsichtlich des Wohnungsmarktes, der Baulandausweisung und der Mobilität. Um dem Fachkräftemangel wirksam begegnen zu können, besteht hier durchaus Handlungsbedarf. Ebenso müssten die Stärken der Region, wie zum Beispiel die Natur, das Potenzial für Erholung und Tourismus, das kulturelle Angebot und das aktive Vereinsleben, selbstbewusster vermarktet und die Akteure vernetzt werden.

Volker Ruff zeigte sich über die ehrlichen Aussagen sehr zufrieden: „In manch anderer Region, die wir untersuchen, werden kaum Stärken benannt. Hier wird ihre große Verbundenheit mit der Triple L-T Region deutlich.“

Die intensiven Gespräche, die im Anschluss an den Workshop geführt wurden, machten jedenfalls eines direkt deutlich: Mit dem Regionalentwicklungskonzept wird ein wichtiger Baustein zur Vernetzung in der Triple L-T Region und damit zur Bündelung der bestehenden Kräfte gesetzt!

 

Die Gäste der Informationsveranstaltung zum Regionalentwicklungskonzept „Zukunft Triple L-T“. In der ersten Reihe sitzen die Bürgermeister Torsten Buller (Gemeinde Ladbergen, v.l.n.r.), Arne Strietelmeier (Gemeinde Lienen), Stefan Streit (Stadt Tecklenburg) und Wilhelm Möhrke (Stadt Lengerich).

 

 

Professor Dr. Thomas Baaken (Fachhochschule Münster) berichtet über die Ergebnisse der Projektarbeit seiner Studierenden. Diese bildet eine wesentliche Grundlage für das Regionalentwicklungskonzept.

 

 

Ramona Riemann (Projektmanagerin Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland) informiert über die Teilnahme der Triple L-T Kommunen am Projekt KommKom.

 

 

Das Podium der Referentinnen und Referenten steht für Fragen aus dem Publik zur Verfügung (v.l.n.r.): Wilhelm Möhrke (Bürgermeister Stadt Lengerich), Prof. Dr. Thomas Baaken (FH Münster), Anna Grütering (stellv. Projektleitung matrix GmbH & Co. KG) und Ramona Riemann (Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland).

 

 

Mit nach Berlin nimmt der Bundestagsabgeordnete Jürgen Coße (SPD) die Bestrebungen der vier Kommunen zur interkommunalen Zusammenarbeit.

 

 

Kennt sich mit regionalen Strukturprozessen bestens aus: Superintendent André Ost (Evangelischer Kirchenkreis Tecklenburg).

 

 

David Sossna koordiniert das neue Smart Region Büro des Kreises Steinfurt und kann wichtige Impulse setzen.

 

 

Aus ihrer beruflichen und fachlichen Sicht bewerten sie die Stärken und Schwächen der Region (v.l.n.r.): Silke Uhlenbrock (Regionalmanagerin LAG Tecklenburger Land), Martin Schulteis (CFO Windmöller & Hölscher KG), Timo Schulte-Renger (Vorstandsvorsitzender Stadtsparkasse Lengerich), Ralf Becker (Geschäftsführer Stadtwerke Lengerich GmbH und der Bäder und Wasser GmbH), Bürgermeister Arne Strietelmeier (Gemeinde Lienen) und Stefan Streit (Stadt Tecklenburg).

 

 

Der evangelische Kirchenkreis Tecklenburg steht ebenfalls vor großen Strukturprozessen, die in Teilen der Triple L-T – Region wirken. Superintendent André Ost (r.) weiß darum genau über die Herausforderungen dieser Entwicklungen.

 

 

Silke Uhlenbrock (Regionalmanagerin LAG Tecklenburger Land) und Martin Schulteis (CFO Windmöller & Hölscher KG) gaben wertvolle Ratschläge an das Büro matrix.

 

 

Bürgermeister Wilhelm Möhrke (Stadt Lengerich, l.) und Christian Holterhues (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt – WESt mbH, r.) konnte sich auf fachlicher Ebene über den Regionalentwicklungsprozess austauschen.

 

 

Martin Schulteis, Finanzvorstand des Lengericher Maschinenbauunternehmens Windmöller & Hölscher KG (Bildmitte) sieht dringenden Handlungsbedarf im Wohnungsbau und bei der Baulandausweisung.

 

 

 

Bildquelle (alle Bilder):

Stadt Lengerich, 2023